Donnerstag, 16. Februar 2012

2012-02-16 Am Desktop

Flann O`Brien meint: "One beginning and one ending for a book was a thing I did not agree with." Daher fängt er sein Buch mindestens dreimal an. Aber müßte da nicht eigentlich noch mehr gehen? Warum bei drei Anfängen aufhören? Warum nach drei Anfängen schon ein Ende setzen?

Denkbar wäre doch auch ein Buch mit unendlich vielen Anfängen. Oder anders ausgedrückt: ein Buch, das nie anfängt aufzuhören. Solange wir hier sind (was für Flann O`Brien zum Beispiel ausdrücklich nicht mehr gilt) fangen wir schließlich auch immer wieder an. Von vorne.

Anderseits sagt man auch: Jedem Ende wohne ein Anfang inne. Oder sagt man das gar nicht. Hat das nur Goethe mal behauptet, oder ist das vielleicht sogar nur ein Postkartenspruch? Oder - schlimmer - kommt das von Herman Hesse?

Wie schlecht der Spruch auch sein mag, wenn wir ihn umkehren, wohnt natürlich in jedem Anfang auch immer schon das Ende. In jedem Buchanfang liegt auch schon sein letzter Satz. In einem dreifachen Buchanfang liegt ein dreifaches Ende.

Und diesen Gedanken könnte man natürlich noch weiterspinnen:
Wie wäre es nun mit einem Buch, das unendlich viele Anfänge hat.
Und damit auch unendlich viele Enden.

Ein Buch, das immer anfängt.

In anderen Worten:
Ein Buch endet ununterbrochen.

2011-12-23 Am S-Bahnsteig

dem typen bin ich doch eigentlich losgeworden, denkt jaap verstegen, den hatte ich eigentlich längst abgebucht, ausgebucht, entbucht, wie sagt man auf deutsch, vergessen, abradiert, angefressen, ausradiert, losgebucht, das kann man auf deutsch im allgemeinen besser sagen, obwohl auf niederländisch fallen mir auch ein paar wörter ein, opgeladen, geboekt, entbucht te vergeten, geërodeerd, gewist, ich mochte ihn ja durchaus ganz gerne, aber es war nun mal kein geld mehr da, natürlich war es etwas ungünstig mit der jobgarantie, aber wat nicht geht, dat geht halt nicht, waren keine guten zeiten damals, die letzten personalumstrukturierungen haben aber doch etwas gebracht, hinter dieser fahrplantafel wird er mich wohl nicht entdecken, kalt ist es am bahnsteig, kalt, zugig, ha, zugige zuge, nein züge, diese umlaute, umlaute, umlaute, zehn jahre in deutschland, umlaute nerven immer noch, was haben die deutschen denn probleme mit ihrem präsidenten, grinst mir vom display entgegen, ist doch ein ganz netter, mal nbierchen wird man doch wohl mal trinken dürfen, aber bedankt, und das haus von der type, und die urlaube sind doch nun wirklich kein skandal, backsteinhäuser im norden, sticht ein bißchen im magen, aber deutsche backsteinhäuser, klobig, kleine fenster, viel zu häßlich, um heimweh auszulösen, heute ist freitag, eigentlich bin ich schon auf dem weg nach hause, hilversum, meine frau, unter ihren decken im rollstuhl, ich werde sie auf den klinkerwegen spazierenfahren, feuer im kamin, warme getränke, der seltene sportwagen in der garage, können wir auch fahren, wenn es nicht zu glatt ist, woow, zieht es am bahnsteig, ist dieser, dieser, na, Robert oder so, noch da, tatsächlich, und ich glaube er hat mich gesehen, schnell umgedreht, direkt in den fahrtwind, mußte wohl sein, damals war nunmal kein geld mehr, gespart an den ineffektiven, das sind nun mal teilzeitkräfte, im grunde genommen, keine ahnung aber, wieso sucht der nicht mal nen richtigen job, in dem alter, muß doch mal aufwachen, studium ist doch wohl auch schon länger her, muß wirklich enthusiastisch gewesen sein, architekturzeitschrift und so weiter, als ob das wichtig wäre, dass er die ganzen architekten beim namen kannte, mir sind sie doch auch gar kein begriff, aber konnte nicht mal mit einem excel spreadsheet umgehen, sogar die maus machte ihm probleme, ich hatte ihn ja ganz vergessen, vielleicht ein, zwei mal auf dem gang gegrüßt, freundlich war er, dauerte immer ein bißchen, bis mir dämmerte, wer das gewesen war, das projekt hat nun mal nichts gebracht, und woanders in unserem konzern hätte man den typen wirklich nicht gebrauchen können, bin mir ganz sicher: er hat mich grad gesehen, aber er scheint mich zu verschonen, immerhin, sagen wir, er ist höflich, sollte mich auch wirklich auf anderes konzentrieren, die neue kreditlinie ist alles andere als abgesegnet, geld soll doch eigentlich nicht mehr knapp sein, griechenland hin, portugal her, mit den gescheiterten projekten im letzten jahr ist natürlich niet gemakkelijk, sollte die präsentation noch einmal überdenken, aber hier ist es doch etwas zugig, oder zuegig, der wetterbericht auf dem bildschirm, jetzt ist er weg - achtung zugeinfahrt - sieht ja nach frühling aus, wenn ich bloss nicht den flug verpasse nach dem investormeeting, das hat die frau legaitis wieder etwas knapp kalkuliert, beschweren würde sich meine frau nie, mich bloß schweigend aus ihrem rollstuhl ansehen, in dem sie die ganze woche auf mich gewartet hat, und eine zusätzliche nacht, wenn ich den flug bloß erwische, ist dieser robert jetzt eigentlich weg, und wo bleibt die s-bahn, alle anderen linien sind doch schon dagewesen, es wird wirklich zeit, das ich nach hause komme

Mittwoch, 1. Februar 2012

2012-02-01 An der Oberfläche

Robert denkt

Wie einfach sich alles anfühlte
Am Anfang, als ich alles erschuf
Die Sicht war klar und strukturiert
Die Bahnen im Nahverkehr fahren nach Fahrplan
Die Leute sterben im gewünschten Rhythmus
Es liegt in meiner Hand

Der alte Mann bekommt die Zeit, über sich nachzudenken
An den Bahnsteigen wird gekämpft
Sei es um Sitzplätze
Oder Aufmerksamkeit
Menschen aus aller Welt teilen den Willen
Weiterzuleben

Wie einfach sich alles anfühlte
Am ersten Morgen
Wie müde ich des Schöpfen bin
Warum
Ich beginne die Menschen zu mögen
Am Rosenheimer Platz
Und dennoch ermüden sie mich


Streng Dich an